
Kaffee kochen statt brühen – ursprüngliche Zubereitungsarten aus aller Welt
Während Kaffee hierzulande meist mit heißem Wasser aufgebrüht wird, setzt man in vielen Teilen der Welt auf eine ganz andere Methode: das wortwörtliche Kochen von Kaffee. Dabei wird das Wasser mit dem gemahlenen Kaffeepulver bis zum Siedepunkt erhitzt. Wir zeigen Ihnen vier traditionelle Zubereitungsmethoden, bei denen der Begriff des Kaffeekochens auch wirklich der Technik entspricht.
Kaffee zubereiten durch Kochen oder Aufbrühen? Das ist der Unterschied
Ja, es gibt ihn wirklich: den Unterschied zwischen dem Aufbrühen und dem Kochen von Kaffee. Was bei uns in Deutschland mehrheitlich synonym verwendet wird, sind streng genommen zwei ganz unterschiedliche Techniken der Kaffeezubereitung.
Kaffee aufbrühen
Wenn wir hierzulande Kaffee vermeintlich kochen, lassen wir eigentlich nur heißes Wasser durch Kaffeemehl laufen. Wenn Sie beispielsweise einen Handfilter nutzen, füllen Sie einen zuvor mit heißem Wasser ausgespülten Papierfilter mit 6 bis 7 Gramm Kaffee auf 100 ml Wasser. Anschließend übergießen Sie das Kaffeemehl mit etwa 92 bis 96 Grad Celsius heißem Wasser – die klassische Pour-Over-Methode. Nach 3 bis 4 Minuten entnehmen Sie dem unteren Teil des Handfilters den gefilterten Kaffee. Ob Sie diesen Vorgang nun von Hand vornehmen oder eine Maschine die Arbeit übernimmt – per Definition entspricht diese Methode einem Aufbrühen. Auch in der French Press schwimmt das Kaffeemehl zwar in heißem Wasser, wird aber nicht gekocht. Doch was verbirgt sich dann hinter dem Kaffeekochen?
Kaffee kochen
Im Gegensatz zum Kaffeeaufbrühen, bei dem heißes Wasser langsam durch das Kaffeemehl sickert, wird beim klassischen Kaffeekochen das Pulver direkt mit Wasser erhitzt. Diese Methode war jahrhundertelang die bevorzugte Art der Kaffeezubereitung. Sie benötigte weder Filter noch komplexe Brühtechniken – einfach Kaffeemehl und Wasser in einem Gefäß aufkochen, fertig. Doch Kaffeekochen ist weit mehr als nur eine praktische Lösung. In vielen Kulturen ist es ein fester Bestandteil der Tradition, mit besonderem Augenmerk auf Geselligkeit und Ritual.
Traditionelle Kaffee-Zubereitungsarten rund um den Globus
Wer bislang dachte, der Punkt, an dem sich die Geister scheiden, sei die Wahl zwischen der Zubereitung mit oder ohne Maschine, hat sich geirrt. Denn neben dem Aufbrühen im Handfilter oder der Filtermaschine, der Zubereitung in der French Press und dem Knopfdruck am Vollautomaten existiert noch eine ganz andere Kategorie der Zubereitungsarten auf unserem Planeten: das Aufkochen von Kaffee in verschiedenen Gefäßen über unterschiedlichen Hitzequellen. Bei diesen Methoden geht es meist aber nicht nur um die Zubereitung von Kaffee, sondern um Tradition, Gemeinschaft und die Zeremonie selbst.
Türkischer Kaffee – aromatische Tradition aus dem Sandbett
Eine der ältesten Methoden des Kaffeekochens stammt aus dem Osmanischen Reich. Alles, was dazu nötig ist, ist die traditionelle Kanne aus Kupfer, Messing oder Emaille, die Cezve (oder Ibrik). Sie ist klein, hat eine rundliche Form und wird nach oben hin schlanker. In dieser Kaffeekanne wird der sehr fein gemahlene Kaffee mit Zucker und Wasser verrührt und gemeinsam zwei oder drei Mal aufgekocht. Traditionell geschieht dies über heißem Sand oder einer offenen Flamme. Besonders das Erhitzen im heißen Sand ermöglicht eine gleichmäßige und schonende Erwärmung der Cezve, sodass sich die Aromen des Kaffees optimal entfalten.
Der Kaffee wird dabei nicht gefiltert – das feine Kaffeemehl setzt sich in der Tasse ab. Hier kommt der schlanke Hals der Kanne ins Spiel: Beim Servieren unterstützt er die Trennung von Kaffee und Kaffeesatz. Das Ergebnis ist ein besonders intensives, samtiges Aroma mit einer charakteristischen Crema. Wer mag, verfeinert das Getränk mit Kardamom oder Zimt und genießt dazu ein oder zwei Stück Lokum sowie ein Glas Wasser.
Bosnischer Kaffee – Genuss mit Zeit und Tradition
Bosnischer Kaffee, oder bosanska kafa, wird zwar oft mit türkischem Kaffee gleichgesetzt, doch die Zubereitung unterscheidet sich ein wenig. Auch hier wird eine Cezve verwendet, der staubfein gemahlene Kaffee wird jedoch ohne Zucker gekocht. Stattdessen gibt man für jede Tasse einen Löffel Kaffeepulver in die Kanne, gießt es zu zwei Dritteln mit heißem Wasser auf und erhitzt das Gemisch, bis es fast überkocht. Für eine noch intensivere Extraktion wird das Aufkochen ein- bis zweimal wiederholt.
Nach einer kurzen Ruhezeit, in der sich der Kaffeesatz absetzt, wird das Getränk in kleine Tassen gegossen und mit Würfelzucker, Lokum und einem Glas Wasser serviert. Wer den perfekten Genuss möchte, sollte sich Zeit nehmen – denn bosanska kafa ist mehr als nur ein Getränk, sie ist ein Ritual der Entschleunigung.
Cowboy-Kaffee – Wildwest-Romantik im Kessel
Der Cowboy Coffee war der treue Begleiter von Ranchern und Abenteurern in Nordamerika. Grob gemahlener Kaffee wird in einem Kessel mit kaltem Wasser aufgekocht – ebenfalls ohne Filter oder spezielle Gerätschaften. Nach dem Aufkochen geben erfahrene Cowboy-Kaffeetrinker einen Spritzer kaltes Wasser in den Kessel oder lassen den Kaffee kurz ruhen, damit sich der Kaffeesatz absenkt. Dann noch einige Minuten ziehen lassen und der kräftige Kaffee ist trinkfertig. Eine besonders einfache Handhabung, die sich gut für Outdoor-Aktivitäten eignet.
Äthiopische Kaffeezeremonie – ein Ritual des Teilens
In Äthiopien, der Wiege des Kaffees, wird Kaffee nicht einfach gekocht – er wird zelebriert. Die frisch gerösteten Bohnen werden von Hand gemahlen und in einer Jebena, einer traditionellen Tonkanne, mit Wasser aufgekocht.
Eine äthiopische Kaffeezeremonie dient jedoch nicht nur dem Genuss, sondern ist auch ein gesellschaftliches Ereignis. Nach der ersten Trinkrunde wird der Kaffee erneut aufgekocht und serviert – eine Zeremonie beinhaltet insgesamt drei Tassen Kaffee pro Teilnehmer. Jeder dieser drei Durchgänge hat seinen eigenen Namen und eine eigene Bedeutung: Die erste Portion steht für Genuss und Gesundheit, bei der zweiten Runde können Konflikte geklärt werden und die dritte Tasse soll Segen bringen.

Erstklassige Bohnen für exotische Experimente
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Häufig gestellte Fragen
Was ist der richtige Mahlgrad für gekochten Kaffee?
Für die meisten Methoden benötigen Sie einen sehr feinen Mahlgrad – besonders für den aromatischen Kaffee nach türkischer oder bosnischer Art. Eine elektrische Espressomühle oder eine Handmühle mit feinster Einstellung sind ideal. Für Cowboy-Kaffee darf der Mahlgrad dagegen gröber sein, da der Kaffee lange zieht.
Ist „Kaffee kochen“ und „Kaffee brühen“ das Gleiche?
Nicht ganz! Beim Kaffeekochen wird der Kaffee direkt im Wasser bis zum Siedepunkt erhitzt – er wird also nicht einfach mit heißem Wasser übergossen, wie z. B. beim Filterkaffee. Viele traditionelle Methoden wie der türkische Kaffee oder der Cowboy-Kaffee setzen auf diese direkte Extraktion, die oft ein intensiveres Aroma erzeugt.
Ist Cowboy-Kaffee wirklich so stark, wie man sagt?
Ja, der nach Cowboy-Art zubereitete Kaffee hat einen kräftigen Geschmack, da das Kaffeepulver direkt im Wasser gekocht wird und länger extrahiert. Der Stärkegrad hängt allerdings von der Kaffeemenge und der Ziehzeit ab – wer es milder mag, kann den Kaffee kürzer ziehen lassen oder mehr Wasser hinzufügen.