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[Westfalenpost] Kaffeeröster im Sauerland: Billigkaffee ist eine Frechheit
Medebach. Die Kaffeepreise steigen. Klaus Langen (59) von der Kaffeerösterei Langen in Medebach erklärt, weshalb das so ist und warum das auch sein muss.
Auf Kaffeefans kommen schwere Zeiten zu. Klaus Langen (59), Geschäftsführer der Kaffeerösterei Langen in Medebach, erklärt, dass sich der globale Kaffeemarkt derzeit in einer schwierigen Phase befinde. Steigende Preise und unbeständige Erntebedingungen in den wichtigsten Anbauländern sorgen für Unsicherheit. „Die Märkte verändern sich, und das Angebot und die Nachfrage gehen auseinander“, erklärt Langen.
Steigende Preise und Nachfrage werden auch mit Blick auf die Zahlen des Landesbetriebs IT.NRW deutlich. Demnach wurden im Jahr 2023 in Nordrhein-Westfalen 89.600 Tonnen Röstkaffee produziert – deutlich mehr als im Vorjahr. Diese Menge reicht rechnerisch für 11,9 Milliarden Tassen Kaffee. Auch der Absatzwert der Produktion stieg im Vergleich zu den Vorjahren erheblich an. Der durchschnittliche Wert lag 2023 bei 6,72 Euro pro Kilogramm im Vergleich zu 4,95 Euro im Jahr 2019. Auch für 2025 kann mit starken Preissteigerungen gerechnet werden.
Ernteprobleme in den Anbauländern
Die Ursachen für die steigenden Kaffeepreise liegen in den Erntebedingungen der Kaffeeproduzenten, wie Röstereibetreiber Langen erklärt. Im Jahr 2024 ist weltweit eine Erntemenge von 150 bis 160 Millionen Säcken, je 60 Kilogramm Kaffee, erwartet worden. Etwa 40 Prozent dieser Menge komme aus Brasilien, dem größten Kaffeeproduzenten weltweit. Dort hat jedoch eine Dürre und das durcheinandergeratene Klima zu Ernteausfällen geführt. In Vietnam, dem zweitgrößten Produzenten, hat hingegen zu viel Regen für Verzögerungen bei der Ernte gesorgt. Die Nachfrage steigt, aber die Ernte bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Langen selbst arbeitet unter anderem mit der Kooperative Puringla in Honduras zusammen, wo er schon öfter zu Besuch war. Er habe dort viel gelernt, wie er erzählt. Kaffee brauche seine Zeit, um zu wachsen, und dafür stabile Wetterbedingungen. Jedoch haben sich Regen- und Trockenzeiten verschoben. Das Klima verändere sich – mehr als über die üblichen Ausmaße von El Niño hinaus.
Die Unterstützung von Produzenten in den Ursprungsländern ist ihm ein wichtiges Anliegen. So hat Langen im November 2024 mit der hauseigenen Rosemarie-&-Günther-Langen-Stiftung eine Spende von 20.000 Dollar sowie ein Darlehen für die Kooperative Puringla in Honduras arrangiert. „Es ist ein Risiko, aber es ist uns wichtig, dass die Bauern überleben können. Wir stehen dazu, diese Menschen zu unterstützen“, betont Langen. „Ohne diese Spende wären die Produzenten untergegangen.“ Die Stiftung unterstützt Kaffeeproduzenten im globalen Süden.
Ein globales Problem

Auch die Kakaoproduktion kämpfe mit ähnlichen Problemen. Langen verweist auf die Problematik des Klimawandels, der zunehmend das weltweite Erntegeschehen beeinflusse. Die Preise für Rohprodukte steigen. Besonders in Zentralamerika und Afrika, wo immer mehr Menschen in die Städte ziehen, weil das Einkommen in der Landwirtschaft zu gering sei.
Die Kosten von fairem Kaffee
Auf der kanarischen Insel La Gomera hat Langen mit Rösterkollegen aus Köln begonnen, selbst Kaffee anzubauen. „Wenn ich das durchkalkuliere mit Mindestlohn in Spanien, dann würde das Kilo Rohkaffee 40 Euro kosten“, so Langen. Wenn Langen Preise sieht wie 4,95 Euro für ein Pfund Kaffee, dann liegt ihm das schwer im Magen: „Wenn man für solche Preise Kaffee kauft, dann trampelt man auf dem Rücken der Produzenten herum“, erklärt Langen. Man müsse sich doch mal überlegen, wie viel Arbeit dahinterstecke: „Anbauen, ernten, schälen, waschen, trocknen.“
Geschichte der Röstereien
Die Veränderungen in der Kaffeewelt seien nichts Neues. Die Kaffeerösterei Langen gibt es seit 1959. „In den 60ern gab es noch andere Konstellationen von Verkauf und Angebot“, erklärt Langen. Damals habe es 5.000 Kleinröstereien in Deutschland gegeben. In den 90ern waren es nur noch 150. Inzwischen jedoch gebe es wieder etwa 1.200. Die Situation habe sich auch deswegen geändert, weil die Menschen einen anderen Blick auf Kaffee entwickelt haben.

„Konsumenten haben angefangen, sich mit dem Produkt auseinanderzusetzen“, führt der Fachmann aus. Sie haben angefangen, Wert auf Nachhaltigkeit und Qualität zu legen – sich mit Sorten zu identifizieren. Es gelte, bewusster zu konsumieren. „Meine Großeltern wurden 1914/1920 geboren. Damals gaben sie 80 Prozent ihres Einkommens aus, um sich zu ernähren. Heute gibt man vielleicht 20 Prozent aus“, sagt Langen.
Konsumenten und Produzenten näherbringen
Fest steht: Der Kaffeemarkt befindet sich im Wandel. Die steigenden Preise und unsicheren Erntebedingungen erschweren es den Verbrauchern, den gewohnten Preis zu zahlen. Doch Langen betont, dass es nicht nur um den Preis geht, sondern um die ethische Verantwortung, die jeder beim Konsum trägt. Nachhaltigkeit und bewusster Konsum sind für ihn zentrale Themen. „Jede Bohne, jeder Sack Kaffee, der hier ankommt, ist irgendwann mal durch eine Hand gegangen“, erklärt er.
Langen fordert, die Arbeit der Produzenten mehr zu würdigen und die Verbindung zwischen Konsumenten und Produzenten zu stärken. „Natürlich kann man wie bei allen landwirtschaftlichen Produkten dem Bauern vor das Knie treten, bis er günstig produziert“, sagt er. „Oder man gesteht ihm zu, dass man seine Arbeit wertschätzt.“